1937/1938 06. Spieltag: 1. SV Jena - SV Dessau 05 4:3

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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Mitte , 6. Spieltag
Saison Saison 1937/1938, Hinrunde
Ansetzung 1. SV Jena - SV Dessau 05
Ort Stadion in Jena
Zeit So 07.11.1937
Zuschauer 4.000
Schiedsrichter Kruspe (RB Gotha)
Ergebnis 4:3 (2:1)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte


Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Paul Günther
Hermann Schüßler, Walter Hädicke
Hermann Malter, Heinz Werner, Fred Harthaus
Alex König, Max Rötschke, Ernst Bernhardt, Walter Bachmann, Bernhard Schipphorst

Trainer: Josef Pöttinger

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Dessau
Haberland
Poppenberg, Henze
Ziegler, Gehlert, Schmeißer
Paul, Niemann, Schneider, Elze, Kucmirek

Trainer: Höger


Spielbericht

Das Hauptereignis indes war das Treffen in der Thüringer Universitätsstadt: Jena-Dessau, oder Exmeister gegen Titelverteidiger. Die Leute Josef Pöttingers hielten auch diesmal an der alten Tradition fest. Sie schickten die Anhaltiner "gerupft" von dannen. Trotzdem die 05er in stärkster Besetzung bei ihrem "Erzfeind" erschienen waren. Den Dessauern war es sogar geglückt, ihre frisch gebackenen Rekruten Paul und Schmeißer unter der Obhut des Kompanie-Feldwebels mit auf die Reise zu bekommen. Aber dennoch war der Erfolg der Jenaer, die an ihre besten Leistungen der früheren Jahre anknüpften, nicht zu verhindern. Uns kann es nur recht sein. So wird der Kampf um die Meisterschaft in dieser Spielzeit keine einseitige Sache. Mit zwei herrlichen Kopfballtoren machte sich Jenas Mittelstürmer Bernhard recht vorteilhaft bemerkbar.

Bester Spieler: Hädicke

Notiz :

  • Bei sonst gleichwertigen Leistungen fiel zahlenmäßig während der Drangperiode Jenas in der 1. Viertelstunde nach der Pause die Entscheidung
  • Werner verletzt von 75.- 85. Minute

(Bericht von Leopold im Kicker vom 9. November 1937)

Was bei dem Sieg des 1. SV am meisten überrascht, ist, das der bisher so schwache Sturm - er schoß in fünf Spielen sieben Tore - ausgerechnet den Dessauern vier nette Dinger andrehte. Aber das war auch ein anderer Sturm, als wir ihn bisher gesehen haben. Vor allem Bernhardt, unserem Wachtmeister von der Flak, kannten wir nicht wieder, er knüpfte erstmals an seine Leistung gegen Schalke an. War beweglich, lief nach der Abgabe des Balles sofort in Stellung, ging auch mal etwas nach hinten zur Unterstützung der Abwehr, - kurz, er verließ deutlich sichtbar sein System des Spielens aus dem Stande, wie er es sich in Gotha angewöhnt hat -, und er war damit wieder der Mittelstürmer, wie man ihn sich von Bernhardt versprochen hat. Das verdient um so mehr Anerkennung, als der schwere Boden das Gegenteil erwarten ließ. Zugute kam ihm auch noch, daß er nicht so konsequent wie in den letzten Spielen abgedeckt wurde, doch ließ er sich eben auch nicht so bewachen. Zum zweiten überraschte Unteroffizier Rötschke vom JR.103, der - ganz im Gegensatz zu dem Spiel in Erfurt - einen unbändigen Kampfgeist mitbrachte, der dann auch den Erfolg zeitigte, nachdem Rötschke in der ersten Hälfte etwas unglücklich gekämpft und auch teilweise ungenau abgespielt hatte. Und drittens war auch der Rechtsaußen König wieder der alte, er spielte nicht nur, was er ja unbestritten kann, sondern kämpfte auch unverdrossen. Die beiden anderen Stürmer Bachmann und Schipphorst auf der linken Seite waren ebenso gut wie sonst. Und so kam es, daß der Ruf einiger Zuschauer "Wir wollen Tore sehen!" , wie wir ihn in unserer Vorschau für das Spiel gegen VfL Halle als Ueberschrift gewählt hatten, auch erfüllt wurde. Etwas wurde allerdings die Freude über den schönen Sieg getrübt, da die Jenaer ihre sensationelle 4:1-Führung nicht behaupteten, sondern Dessau durch zwei vermeidbare Tore herankommen ließen und daher zum Schluß noch um den Sieg und mit der Zeit kämpfen mußten. Es sind daher in diesem Zusammenhang einige Worte über die Deckung nötig. Im allgemeinen auch hier eine feine Leistung. Was vor allem Werner wieder für ein Arbeitspensum vollbrachte, ist großes Lob wert. Es zeigte sich aber in diesem Spiel deutlich, daß Werner ein Angriffs-Mittelläufer ist und bleibt. Er sollte daher, wenn irgend möglich, seinen Nebenleuten die Abwehr überlassen selbst den Sturm stark unterstützen. Spielte Werner gestern auf Angriff, war Jenas Sturm gefährlich, hielt er sich hinten, kam Dessau auf. Nun waren am Sonntag Malter und Harthaus vielleicht nicht ganz so wie erwartet. Besonders Malter kam schwer ins Spiel. Und Harthaus ließ trotz guter Allgemeinleistung, dem gefährlichen Paul noch zuviel freien Raum. Vor allem könnten die Außenläufer noch mehr Kräfte sparen durch ausgeprägteres Stellungsspiel. Denn was Harthaus und Malter, ebenso wie Werner, im Laufen leisten, ist sehr viel. Die Verteidigung hielt sich ebenfalls wacker, -- von Günther im Tor ist zu sagen, daß er, die Glätte des Balles eingerechnet, denn doch etwas zu unsicher fing, was gefährliche Lagen schuf (siehe die Tore). Andererseits setzte er sich aber rücksichtslos im Nahkampf ein und Krabbelte einmal, auf dem Boden liegend, einige Meter weit einem Ball nach.

Daß die Dessauer wirklich etwas können, bewies der gestrige Kampf zur Genüge. Wie kommt es nun aber, daß sie derart überlegen ihre Spiele im Gau gewinnen und in sieben Kämpfen bisher schon 31 Tore geschossen haben? So ganz kann man das nach dem Auftreten in Jena nicht verstehen. Es muß bei den Dessauern zum mindesten eine große Portion Glück mitgespielt haben, wie es auch bei dem ersten Tor am Sonntag der Fall war. Gewiß, der Sturm ist ihr bester Mannschaftsteil und er schießt auch ohne Zögern und kräftig. Dazu kommt, daß Paul sehr schwer zu halten ist und daß die anderen Stürmer bei seinen Flanken immer zur Stelle sind. Erstaunlich, wie ganz anders Elze und Schneider hier waren, vor allem wie viel sie schossen, während sie in der Gaumannschaft gegen Schlesien nur ein paar schlappe Schüsse fertig brachten. Das schlechte Abschneiden der beiden Dessauer in Erfurt wird ein großes Rätsel bleiben, oder aber es offenbart eine, dann allerdings gefährliche, Einseitigkeit. Neben ihrer Schnelligkeit, der Wucht des Einsatzes und einer guten Technik haben die Dessauer ihre Stärke in einem feinen Zusammenspiel, das zeitweise besser als das der Jenaer war, aber auch nur zeitweise. Dagegen ist der Gaumeister in der gesamten Deckung schwächer und ist hier durchaus nervös zu machen. Es spricht nichts dagegen, wenn im einzelnen der Mittelläufer Gehlert und der unermüdlich arbeitende Schmeißer wieder auf seinem alten Platz spielend, und der Verteidiger Henze gute Einzelkönner sind. Deshalb wundert es, daß die Dessauer bisher in bezug auf Minustore so gnädig weggekommen sind. Wer also gegen die Dessauer gewinnen will, muß vor allem den Sturm halten und sich nicht überraschen lassen. Da die Dessauer am Sonntag ihr Ueberraschungstor am Anfang nur drei Minuten halten konnten, waren sie gezwungen, auf Angriff zu spielen und konnten daher nicht so konsequent wie im Vorjahr in Dessau, wo ihnen ja ein Ueberraschungstreffer gelang, hinten zumachen. So vermochte sich Jenas Sturm zu entwickeln und die Hintermannschaft zu überfahren (4:1). Denn wie gesagt, Dessaus Deckung ist an sich nicht so stark. Also das Geheimnis Dessaus? Man kann es enthüllen, wenn man den Sturm genau abdeckt und die Deckung des Gaumeisters öffnet.

Beide Mannschaften traten vor etwa 4000 Zuschauern in stärkster Besetzung an. Gleich, als Kruspe, Reichsbahn Gotha, angepfiffen hatte, gab es gefährliche Angriffe. Dessau kam nach 6 Minuten zu einem billigen Erfolg. Niemann lief rechtsaußen und gab einen hohen Ball aufs Tor. Günther ließ ihn beim Fangen prallen, und Elze spritzte dazwischen: 1:0. Drei Minuten später eine echte Bernhardt-Sache: einer langen Steilvorlage geht Bernhardt nach, Haberland läuft raus, bekommt aber den Ball nicht fest. Die Dessauer reklamieren "Aus" -- so etwas dürfte doch bei einem Gaumeister nicht vorkommen, wie die Dessauer überhaupt gern mit dem Schiedsrichter zu handeln scheinen --, und Bernhardt schiebt seelenruhig zu Bachmann, der das Leder in den Kasten leitet. 1:1. Die Dessauer haben zuerst mehr vom Feldspiel, bis Jenas kampffreudige Elf sich durchsetzt. Aber es dauert doch bis drei Minuten vor Seitenwechsel, ehe es eine weitere typische Bernhardt-Sache gab: Rötschke kämpfte sich bravourös durch, und König flankte zu Bernhardt, der in seiner prächtigen Manier einköpfte. 8 Minuten nach Halbzeit ein Linksangriff Jenas. Rötschke schießt, bekommt den abgewehrten Ball wieder: Tor Nummer drei! Und nur 7 Minuten danach: wieder Linksangriff Jenas, Bernhardt läßt den Ball am Kopf abrutschen, - das Leder springt Haberland über die Hände, 4:1! Nur 11 Minuten kann Jena dieses Ergebnis halten. Dann kommt Paul frei und schießt in seiner bekannten Art flach in die entgegengesetzte Ecke. Wie bei Haberland kann Günther den Ball nicht fassen: 4:2. Schon zwei Minuten danach läßt Elze einen seiner weiten Schüsse los, den Günther überraschenderweise nicht fassen kann: 4:3. Nun letzter Ansturm der Dessauer, die Morgenluft wittern, und hartnäckige Abwehr Jenas. Rötschke vergibt noch eine sogenannte totsichere Sache, und dann Schlußpfiff: Jena hat verdient gewonnen, wenn auch zum Ende wieder nur knapp. Jubel um elf Jenaer, die eben doch spielen können, wenn es darauf ankommt und wenn es gegen eine gute Mannschaft ist. Aber bei Punktspielen kommt es immer darauf an, auch gegen die Spielvereinigung Erfurt. Das mag schon zu dem Spiel am nächsten Sonntag im Stadion gesagt sein. (Bericht von W.M. in der Jenaischen Zeitung am 08.11.1937)

Spiele

  • 1.SV Jena : SV Dessau 05 4:3 , 4.000 Z.
  • SV 99 Merseburg : VfL 96 Halle 1:0 , 1.500 Z.
  • SpVgg Erfurt : Thüringen Weida 2:0 , 2.500 Z.
  • Spfr. Halle : 1.FC Lauscha 3:2 , 800 Z.