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Spieldaten | |
Wettbewerb | Gauliga Mitte , 5. Spieltag |
Saison | Saison 1937/1938 , Hinrunde |
Ansetzung | VfL 96 Halle - 1. SV Jena |
Ort | Stadion an der Krosigkstraße in Halle |
Zeit | So. 31.10.1937 |
Zuschauer | 2.500 |
Schiedsrichter | Alsleben (Köthen) |
Ergebnis | 5:2 (2:2) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
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Aufstellungen
- Halle 96
- Geißler
- Müller , Enke
- Pfeil , Lingesleben , Kammerl
- Ilski , Große , Gabbert , Hoffmann , Werkmeister
Trainer : Nöe
- Jena
- Träger
- Hädicke , Schüßler
- Harthaus , Werner , Malter
- Schipphorst , Paul , Bernhardt , Bachmann , König
Trainer : Pöttinger
Spielbericht


Neuling Halle 96 sorgt für die Sensation
Respekt VfL 96 Halle ! Jena mit 5:2 zu bezwingen , ist keine Kleinigkeit , selbst unter der Berücksichtigung der Tatsache , daß Jena nicht mehr die Mannschaft von einstmals ist und das Spiel in Halle stattfand . Der mitteldeutsche Neuling hat jetzt erst ein Spiel von sieben verloren und sieht der weiteren Entwicklung der Dinge mit Ruhe entgegen .
Fünf Tore donnerten die in großartiger Schußlaune befindlichen Stürmer des Neulings Halle 96 dem 1.Sportverein Jena in den Kasten , dem zweimaligen Mitte-Gaumeister , der erst vor wenigen Wochen um ein Haar den Schalkern in grandiosen Kampfe ein Unentschieden abgerungen hätte ! Das war das Hauptereignis des heutigen Sonntags . Damit hat der Neuling seinen bisherigen Großtaten in den Punkte- Schlachten der Gauliga die Krone aufgesetzt . 55 Minuten lang vermochten die Werner-Elf den sich in Überform präsentierenden 96ern den Enderfolg streitig zu machen , dann war es um sie geschehen . Trotzdem Jenas Läuferreihe immer wieder versuchte , dem Schicksal eine Wendung zu geben , entschied der einwandfrei bessere Angriff der Leute von der Krosigkstraße nach dem Seitenwechsel das Spiel zugunsten der Platzherren , bei denen der Innensturm mit dem meist in rückwärtiger Position gewinnender Gabbert in noch nie dagewesener Verfassung war . Unermüdlich der schaffensfreudige Mitteläufer Lingesleben . Rudi Müller , wie oft in letzter Zeit , in der ersten halben Stunde nicht absolut ballsicher . Bei den Jenaern wurde der " berüchtigte " Bernhard wieder scharf abgedeckt , so daß er , besonders nach der Pause , nur selten gefährlich werden konnte . Alles in allem : Auf das weitere Abschneiden der 96er kann man nach dem heutigen großen Erfolge wirklich gespannt sein .
Beste Spieler : Grosse , Hoffmann ( Halle 96) - Schüßler , Werner (Jena)
Notiz : Der in Ueberform befindliche 96er-Angriff nach der Pause nicht mehr zu halten
Leopold im Kicker vom 2. November 1937
Doch nun zu dem Hallenser Spiel , das bei dichtem Nebel durchgeführt wurde und fast noch abgebrochen werden mußte . Der Schiedsrichter ließ aber die Schlußminuten durchspielen , denn der Sieg wäre den Hallensern bei gutem Wetter auch sicher gewesen , die letzten fünf Minuten hätten die Wendung nicht mehr bringen können , auch wenn die Sonne gelacht hätte .
Das Spiel wurde im Beisein des Gaufachwarts Hädicke durchgeführt , der ja Hallenser 96er ist , und von Hans Breitensträter , der am Vorabend mit seinen Schützlingen , den Boxern von der Leibstandarte Adolf Hitler , aufgetreten war .
Mehr noch als beim 0:0 in Erfurt wird gefragt werden , wie war denn diese sensationale Niederlage möglich . Vergessen wir nicht , daß die 96er bekannt wegen ihres guten Sturms sind . Und dieser spielte in einer taktischen Form , für die die Jenaer nicht die richtige Gegeneinstellung fanden . Wir haben alle bei Halbzeit fest an einen Sieg des 1.SV geglaubt , denn die Jenaer spielten gut und bauten überlegen auf . Da gab es bei einer Belagerung des 96er-Tores einen schnellen Gegenstoß und das dritte Tor für Halle . Von da ab war es um die Jenaer geschehen . Die zu offen spielende Deckung wurde noch zweimal klar überspielt .
Also die Taktik Halles : sie ist insofern gefährlich , weil sie von der üblichen , die ja in Anlehnung an die Nationalmannschaft vielleicht zu stur und zu viel befolgt wird , abweicht und weil , das eben zeigten die Jenaer , das Anpassungsvermögen an andere Spielweisen nicht in dem erforderlichen Maße vorhanden ist . Die Hallenser spielten nämlich mit vier Stürmern , ziehen den Mittelstürmer , der nicht mehr so ganz in den beweglichen Sturm hereinpaßt , zurück . Die Staffelung ist : vier Stürmer , drei Läufer und drei Verteidiger - eine sehr nützliche Spielweise .
Und nun kommt das zweifellos Ueberraschende : unsere Deckung , in Erfurt das Prachtstück , stellt sich darauf nicht genügend um , Halbstürmer und Außen Halles haben Bewegungsfreiheit und nützen sie fein aus . Da hätte nur eisernes Abdecken jedes einzelnen Stürmers helfen können .
Doch System hin und System her , bleiben wir beim Spiel . Mit großer Ruhe und Ueberlegenheit wird kombiniert und abgegriffen , dazu vorbildlich um den Ball gekämpft . Nach einer Viertelstunde war es dann auch geschehen : einen abgeprallten Ball gibt König zu Bernhardt - Halles Verteidigung passt nicht ganz auf , Bernhardt täuscht fein und schießt überlegt ein - , ein echtes-Bernhardt-Tor .
Die 96er spielen ungewöhnlich lang und steil zum Sturm vor , die Fünferreihe ist dazu fabelhaft schnell , auch im Start , und vor allem schußfreudig . So brennt es jedesmal , kommen die Gastgeber vor Trägers Tor . Und fünf Minuten nach dem ersten Tor gelingt auch Hoffmann , dem Halbrechten , der Ausgleich . Dann ist , nur acht Minuten später , der Halblinke Große dran , er nutzt eine freie Stellung entschlossen aus , zumal Träger mit dem Herauslaufen zaudert . Auf der Gegenseite genau so beim Ausgleich : Halles Verteidigung zögert , der Ball geht von Schipphorst zu Bernhardt und zurück und landet von dort im Tor .
Nach dem Wechsel gibt es die erwähnte Belagerung von Halles Tor und den blitzschnellen Gegenangriff von drei Stürmern . Die Verteidigung ist überlaufen , und Werkmeister , der Rechtsaußen , schießt ein . Die 96er kommen nun auf Touren , die Jenaer zeitweise etwas außer Tritt . Das vierte Tor war wieder ein feines Zusammenwirken von Große zu Werkmeister und zum Halbrechten Hoffmann . Das fünfte Tor war vermeidbar . Einen Fernschuß von Große läßt der wohl wegen des jetzt sehr starken Nebels irritierte Träger durch .
Zum Schluß noch ein paar Worte zu den Spielern . VfL 96 Halle spielte in der gleichen Aufstellung wie am Vorsonntag in Dessau . Die Fünferreihe zeigte den Jenaern einmal , wie gestürmt werden muß . Ein Vorzug das schnelle , nützliche Abspiel . Die Innenstürmer , übrigens aus der Gaumannschaft schon bekannt , die besten , dazu tüchtige Außenstürmer und einen unermüdlichen aufbauenden Mittelstürmer . Die Läuferreihe fällt weniger auf , dafür war die Deckung mit dem Standardverteidiger des Gaues Müller , recht stark . Bisweilen fehlte nur der befreiende Abschlag . Die Jenaer haben wir ja schon kurz gestreift . Wäre nur noch etwas über den Sturm zu sagen . Bachmann war hier am besten , er kommt jetzt mehr und mehr in Form . Ueber Bernhardt konnte man wieder geteilter Meinung sein . Seine Gefährlichkeit bewies er prächtig und wurde auch dementsprechend bewacht . Aber das Einfügen in den Spielaufbau klappt noch nicht . Gefreut haben wir uns wieder , daß König mit dabei war . Er wurde auch gut bedient und hat seine Sache ordentlich gemacht . Damit schließen wir für dieses Spiel den Bericht , müssen aber noch bemerken , daß es ein schönes Spiel war , spannend und flott und viel besser als das am Vorsonntag in Erfurt . Die Jenaer haben übrigens einen sehr guten Eindruck hinterlassen , da sie die Niederlage würdig hinnahmen und gute Proben ihres Könnens zeigten . Und das trotz der fünf Tore !
Bericht von W.M. in der Jenaischen Zeitung vom 01.11.1937
Spiele
- VfL Halle 96 : 1.SV Jena 5:2 , 2.500 Z.
- SpVgg Erfurt : SC Erfurt 3:0 , 6.000 Z.
- 1.FC Lauscha : Thüringen Weida 0:0 , 1.500 Z.
- CV Magdeburg : Spfr. Halle 4:1 , 3.500 Z.