1938/1939 13. Spieltag: SV Merseburg 99 - 1. SV Jena 0:2
| Spieldaten | |
| Wettbewerb | Gauliga Mitte, 13. Spieltag |
| Saison | Saison 1938/1939, Rückrunde |
| Ansetzung | SV Merseburg 99 - 1. SV Jena |
| Ort | SV-Platz in Merseburg |
| Zeit | So. 12.02.1939 |
| Zuschauer | 800 |
| Schiedsrichter | Berndt (Schwarz-Gelb Weißenfels) |
| Ergebnis | 0:2 (0:0) |
| Tore | |
| Andere Spiele oder Berichte |
|
Aufstellungen
- Merseburg
- Quandt
- Kocian, Bach
- Gaudis, Baum, Zeiße
- Rieger, Zangenberg, Sejna, Reinmann, Herrmann
Trainer : ohne
- Jena
- Ehrenfried Patzl
- Hermann Schüßler, Walter Hädicke
- Walter Paul, Heinz Werner, Kurt Beckert
- Alex König, Hans Ullrich, Walter Bachmann, Ludwig König, Ludwig Hoffmann
Trainer : Rudolf Prokoph
Spielbericht


Hädicke (Jena) reif für die Gaumannschaft
Vielleicht greift man nun auf den Jenenser Hädicke zurück, der sich gegenwärtig in großer Form befindet und am Sonntag mit seiner Elf die Merseburger Tradition brach: denn in Merseburg haben die Mannen vom 1.SV Jena am 12. Februar ihren ersten Vollsieg errungen!
Gaufußballehrer Tauchert wohnte diesem Spiel in Merseburg bei, das leider an Schönheit dadurch viel einbüßte, daß ein orkanartiger Wind über den Platz brauste. Tauchert war wohl in der Hauptsache wegen des linken Verteidigers von Jena, Hädicke, gekommen. Wir sind gewiß, daß Tauchert mit uns übereinstimmt, wenn wir sagen: Hädicke ist gegenwärtig reif für unsere Gau-Mitte-Mannschaft, in der bekanntlich nach Klasse-Verteidigern Ausschau gehalten wird. Auch diesmal zeigte Hädicke trotz der widrigen Umstände wieder Hervorragendes in der Abwehr. Vor allem hat er den Vorzug (im Gegensatz zu unseren beiden Verteidigern im Spiel gegen Württemberg), daß er sehr hart ist und sich auch von kräftigeren Angriffsspielern nie "auf die Seite stellen" läßt. Sein Kopfspiel ist erstklassig! Was Jenas Mannschaft, die noch ohne den in Hohenlychen befindlichen Malter spielt, anbetrifft, so enttäuschte sie etwas, auch dann, wenn man den Sturm in Berechnung zieht. Wäre nicht Werner der Mann gewesen, der immer und immer wieder dafür sorgte, daß der Ball konsequent flach gehalten wurde: seine Kameraden hätten sich das oft hohe Spiel der Merseburger zu eigen gemacht. Dabei war infolge des Sturmwindes nur mit Flachpässen etwas zu machen. In der ersten Halbzeit erzielte Jena lediglich ein imponierendes 10:2 Eckenverhältnis. Aber zu Torerfolgen kam die Elf nicht, 1. weil der Sturm zu wenig schoß und 2. weil 99s Deckung "auf Draht" war. Wieder war es vor allem Mittelläufer Baum (schade , daß er sich so wenig um den Aufbau kümmern kann!) und Verteidiger Bach, die überragten. Zufällig waren auf den gleichen Posten auch Jenas beste Spieler Werner und Hädicke. Als die Merseburger nach Seitenwechsel mit Windunterstützung spielten und dadurch mehr im Angriff lagen, schien es zunächst für die Jenaer bös auszugehen. Aber da winkte ein Elfmeter, als Zeiße einen Bachmann-Schuß, der Tor geworden wäre, mit der Hand abwehrte. Hofmann, der Ex-Geraer, schoß unplaciert und Quandt wehrte ab, da aber der nachsetzende Hofmann von Kocian unfair angegangen wurde, gab es einen zweiten Elfmeter, den dann Werner sehr sicher verwandelte. Also in 10 Sekunden 2 Elfmeter! Die Gastgeber versuchten mit aller Macht, zum Ausgleich zu kommen. Aber ihr Sturm war erschreckend schwach. Reinmann ist ein Schatten von einst! Als der Gaurepräsentative König dann mit beherztem, unverhofftem Schuß den zweiten Treffer erzielte, war der Kampf entschieden. Hofmann und Ulrich hätten bei etwas Glück mit sehr guten Schüssen sogar erhöhen können. Allerdings hatte auch Baum für 99 großes Pech bei einem Prachtschuß, der, als Patzl schon geschlagen war, an die Latte ging. Dasselbe Malheur passierte auch Zangenberg (99). Immer wieder kann man sagen: schade um die Merseburger Deckung und Hintermannschaft, sie verdienen bessere Angriffsspieler. Man merkt eben, daß die 99er keinen Trainer mehr haben! Im allgemeinen stand der Kampf nicht auf sonderlich hoher Stufe, der Wind machte allen Aktiven arg zu schaffen. Technisch hatten die Gäste ein glattes Plus.
Beste Spieler: Hädicke, Werner (Jena), Baum, Bach (Merseburg)
Notiz : Hofmann (Jena ) verschießt Handelfmeter (50.)
(Bericht im Kicker vom 14.Februar 1939)
Zum erstenmal durchbrach der Sportverein die Tradition: denn bisher hat er aus Merseburg noch nie beide Punkte heimholen können. Und diesmal hat er sie verdient errungen. Vor allem in technischer Hinsicht war er den Platzbesitzern in Merseburg merklich überlegen. Leider fegte ein wahrer Orkan über den freiliegenden Platz, der allen Spielern die Ballkontrolle recht erschwerte. Aber gerade hierdurch erwiesen die Jenaer Spieler durchweg die bessere Schulung in technischer und taktischer Hinsicht. Zeitweise gelang es den Merseburgern, unseren Jenaern ihr hohes Spiel aufzuzwingen. Aber immer wieder war es Mittelläufer Werner, der den Ball flach hielt und entsprechend weitergab. Kämpferisch waren auch die Unterlegenen gut, aber ihrem Angriff fehlte es an System, vor allem der frühere Gaurepräsentative Reinmann ist ein Schatten von einst. Sein Eifer in allen Ehren: aber der ehemalige Ilmenauer ist steif geworden!
In unserer Jenaer Mannschaft gefiel vor allem neben Werner Verteidiger Hädicke, den der anwesende Gausportlehrer Tauchert gehörig unter die Lupe nahm. Nach seiner Merseburger Leistung zweifeln wir nicht mehr daran, daß Hädicke in der nächsten Gau-Mitte-Mannschaft steht. Einen Ausfall gab es in Jenas Elf nicht. Nur Schüßler ließ sich anfangs von Herrmann, dem 99er Linksaußen, zu oft umspielen und auch Hoffmann kam schwer ins Spiel. Aber dann konnte er durchaus gefallen. Pech hatte Ullrich, als ein sehr guter Schuß von ihm die Latte traf.
Kurz vor dem Wechsel erfolgte ein Bombardement auf das Merseburger Tor, und Baum und Bach retteten zweimal durch Kopfbälle fast sichere Tore. Schon die Kampflage der ersten 45 Minuten hätte eine glatte Führung für Jena bringen müssen. Es wurde aber mit dem Schuß zu lange gezögert und dann konnte auch der Merseburger Verteidiger aufopfernd abwehren. Zehn Eckbälle erkämpfte sich der Sportverein. Nicht einer wurde verwandelt, so daß man mit einer gewissen Bangigkeit in die zweite Halbzeit ging, in der nun die Merseburger mit starker Windunterstützung spielten.
Aber wie so oft schon: gegen Wind wurde Jenas Angriff zügiger, zumal der Ball möglichst flach gehalten wurde. Schon in der 6. Minute nach der Pause fiel der erste Treffer für Jena, und zwar durch Elfmeter, deren es zwei in einer Minute gab. Bachmann hatte einen Bombenschuß abgefeuert, der unhaltbar gewesen wäre, wenn nicht Zeiße mit der Hand abgewehrt hätte. Den Elfmeter placierte Hoffmann so schlecht, daß Quandt abwehren konnte. Im gleichen Augenblick hakte Kocian den nachsetzenden Hoffmann derart unfair, daß ein zweiter Elfmeter fällig war, den diesmal Werner völlig unhaltbar verwandelte.
Der Kampf stand also 1:0 für Jena, was eine sichere Rückendeckung für unsere Mannen bedeutete, da infolge des immer stärker werdenden Windes die Platzherren oft feldüberlegen spielten und immer wieder angriffen. Werner betätigte sich meist in der Abwehr. Fand er jedoch einmal eine Lücke, dann legte er den Ball so glänzend vor, daß die Jenaer Angriffe gefährlicher waren, als die von einem harmlosen 99er-Sturm eingeleiteten Aktionen.
In der 31. Minute fiel der zweite Treffer für die Jenaer. Der Halbrechte König war der Torschütze in einem Moment, in dem niemand mit einem Torschuß gerechnet hatte. Er riskierte einen flachen Spitzenschuß aus 16 Meter Entfernung, der so gut placiert war, daß ihn Quandt trotz seines flachen Hechtes passieren lassen mußte.
Wohl blieb auch weiterhin Jena meist in der Abwehr und hatte, es sei zugegeben, oft Mühe, einen Gegentreffer zu vermeiden. Aber da auch Schüßler besser geworden war und Patzl die wenigen schweren Brocken sicher meisterte, hielt Jena das Tor rein. Bei einem der schnellen Vorstöße Jenas fegte ein Schuß Hoffmanns nur um Zentimeter über die Latte. Das Eckenverhältnis der zweiten Spielhälfte lautete 4:1 für Merseburg.
Der Kampf brachte keine Hochleistungen, sie ließ schon der orkanartige Wind nicht zu. Aber um zwei Tore waren die Jenaer den Gastgebern gewiß überlegen, die bekanntlich gegen Jena immer mit besonderem Einsatz kämpfen, diesmal aber glatt unterlagen, da ihr Angriff zum Torschießen einfach unfähig war. Die Jenaer Mannschaft konnte als Einheit mit geschlossener Mannschaftsleistung gefallen. Werner war der ruhende Pol, und an ihm scheiterten viele der gegnerischen Angriffe, meist erstickte er sie im Keime. Mit ihm muß vor allem die hervorragende Leistung von Hädicke anerkannt werden, der seinen gegnerischen Rechtsaußen nur selten aufkommen ließ. Gut waren in der Läuferreihe auch Beckert und Paul, die unermüdlich bei der Sache waren.
Im Angriff war die linke Seite die etwas ausdrucksvoller spielende. Auch König vermochte zu gefallen. Mit seiner ausgezeichneten Ballbehandlung kam er immer wieder an einem oder mehreren Gegnern vorbei. Der rechte Flügel tat sein Möglichstes, um nicht abzufallen: Ullrich und König (nach längerer Pause spielend) brachten mitunter recht nett die Bälle nach vorn. Bachmann hatte manches Pech mit gut angesetzten Einzelaktionen.
Schiedsrichter war Berndt, Schwarz-Gelb Weißenfels. Im allgemeinen leitete er zufriedenstellend, obwohl es manche der 800 Zuschauer besser wissen wollten. Ein Handspiel eines Merseburger Verteidigers entging ihm aber.
(Bericht in der Jenaischen Zeitung vom 13.02.1939)
andere Spiele
- FC Thüringen Weida : SpVgg Erfurt 4:0 , 800 Z.
- Fortuna Magdeburg : VfL 96 Halle 1:1 , 3.500 Z.
19.2.39
- SV 05 Dessau : CV Magdeburg 4:0 - CV erhielt kampflos die Punkte gegen Lauscha , da diese gesperrt sind , 4.000 Z.
- Fortuna Magdeburg : SpVgg Erfurt 0:1 - wegen Erfurter Platzsperre in Magdeburg , 1.600 Z.
- FC Thüringen Weida : SV 08 Steinach 0:0 , 1.200 Z.
- VfL 96 Halle : SV 99 Merseburg 1:5 , 1.800 Z.
wichtige Meldungen aus dem Gau Mitte
- Herbert Laßahn - CV Magdeburg mit 26 nach schwerer Krankheit verstorben.
- Mitteldeutsche Kampfbahn in Halle heißt jetzt (23.2.) Horst-Wessel-Kampfbahn.