1939/1940: VfL Halle 96 - 1. SV Jena 0:3
Spieldaten | |
Wettbewerb | Gauliga Mitte, 6. Spieltag |
Saison | Saison 1939/1940, Hinrunde |
Ansetzung | VfL Halle 96 - 1. SV Jena |
Ort | Stadion an der Krosigkstr. (St. am Zoo) in Halle |
Zeit | So. 07.01.1940 |
Zuschauer | 1.000 |
Schiedsrichter | Schulze (Zeitz) |
Ergebnis | 0:3 (0:0) |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Halle
- Geißler
- Fritzsche, Hoffmann (73.
)
- Pfeil, R. Müller, Kwozalla
- Neubauer, Kamprad, Grosse, Stöber, P. Müller
- Jena
- Ehrenfried Patzl
- Walter Hädicke, Hermann Schüßler
- Bernhard Schipphorst, Kurt Beckert, Heinz Werner
- Ludwig Hoffmann (77.
), Ludwig König, Walter Bachmann, Otto Schulschefski, Schönborn
Spielbericht


Thüringen dominiert im Gau Mitte Weida, Gera, Jena, die starken Mannschaften
In Halle mußte der Erste Sportverein Jena in der 1.HZ hart kämpfen, um den VfL Halle 1896 schließlich nach dem Seitenwechsel zu bezwingen. Dabei trat Jena in stärkster Besetzung an, der die 96er zuerst eine ebenbürtige Partie lieferte. Rudi Müller als Stopper-Mittelläufer ließ den Jenaer Angriff einfach nicht zur Entfaltung kommen und Torwart Geißler meisterte einige schwere Brocken, u.a. einen Bombenschuß von Bachmann. Der beste Mann Jenas war wieder einmal mehr Mittelläufer Werner, dessen Aufbauspiel bestach und der seine ganzen technischen Kunststücke zeigte. Er war es auch, der mit einem 20-m-Strafstoß Jena mit 1:0 in Führung brachte. 12 Minuten später war es Schulschefski, der einen schönen Kombinationszug des Jenaer Sturms mit einem Schuß anschloß und als Bachmann endlich das Glück hatte, Müller "stehen" zu lassen, hieß es 3:0 für Jena, ein Ergebnis, das dem Spielverlauf im großen und ganzen auch entspricht. Leider endete der Kampf insofern mit einem Mißklang, als nach torloser Halbzeit und einem 3:0-Ende Hoffmann-Halle 96 wegen Nachtretens Feldverweis erhielt und auch sein Namensvetter aus Jena mußte ihm bald folgen. Jena hatte übrigens mehrere Latten- und Pfostenschüsse zu verzeichnen .
(Bericht von Georg. im Kicker vom 9. Januar 1940)
Eine Minute entscheidet das Spiel
Wie erwartet, konnte der 1.SV Jena das Fußball-Gauklassenspiel in Halle nicht im Handumdrehen gewinnen, vielmehr mußte er sich den Sieg gegen die eifrigen und ehrgeizigen 96er erst schwer erkämpfen. Wohl war die Ueberlegenheit der Jenaer unverkennbar, und in der ersten Halbzeit wären schon etwa zwei Tore verdient gewesen, jedoch verstanden die in der Deckung recht guten Hallenser, ihr Tor rein zu halten, zumal der Sturm des 1. SV nicht genau Maß genommen hatte. Also kam es wieder auf die zweite Spielhälfte an, die die Jenaer bei ihrer guten körperlichen Verfassung meist im Vorteil sieht. So auch dieses Mal: die Ueberlegenheit des 1. SV war nach dem Wechsel eindeutig, und als innerhalb einer Minute zwei Tore fielen, war der Kampf entschieden. Als fünf Minuten später ein drittes Tor erzielt wurde, war der Sieg vollends gesichert. Aber auch erst dann. Denn es muß hervorgehoben werden, daß auch die Platzbesitzer gute Torgelegenheiten herausarbeiteten, die an sich nicht ungefährlich waren, mit denen aber der Sturm nichts anfangen konnte. Man war in Halle auf die Mannschaft des 1. SV Jenas gespannt, so daß der Platz des VfL 96 mit etwa 1000 Zuschauern einen guten Besuch aufwies, wenn man die Zahl der letzten Spiele zugrundelegte. Beide Mannschaften konnten mit ihrer zur Zeit stärksten Einheiten antreten. Von den bekannten alten Spielern (bei Halle) sind also noch dabei: Geißler, Hoffmann, R. Müller, Pfeil und Grosse, die anderen sind junge Spieler. Der frühere Stürmer und Gaurepräsentative Hoffmann spielt heute Verteidiger und war Halles bester Mann, leider etwas hart wie auch R. Müller, der statt Verteidiger jetzt mit Geschick Stopper-Mittelläufer spielt. Am uneinheitlichsten und schwächsten ist bei Halle der Sturm, in dem der große Kamprad auf dem Schneeboden gar nicht zurecht kam und in dem Stöber neben Grosse am besten gefiel. Es bewahrheitete sich wieder einmal die alte Erfahrung, daß die Hallenser den Jenaern nicht liegen, ebenso wie der etwas kleinere Platz, der das Spiel der Hallenser mit weiten Vorlagen und Einsatz der Flügel begünstigt, während er andererseits das betonte Innenspiel des Jenaer Sturms hemmt, da die Abwehr des Gegners dadurch erleichtert wird. Abermals gewannen die Jenaer 3:0, wieder mußten die Tore hart erkämpft werden. Allerdings bangte uns diesmal nicht so um den Sieg wie im Vorjahr, dazu war die Form des 1. SV zu gut. Im Gegenteil, in jeder Phase des Spiels sah es nach einem sicheren Sieg Jenas aus, wenn auch die Tore lange auf sich warten ließen und inzwischen Halle gleichfalls Gelegenheiten hatte.
Die erste Halbzeit :
Das Spiel begann sehr flott und brachte beiderseits schöne Kampfszenen. Halle war zuerst durchgekommen mit Rechtsaußen und Linksaußen. Bei Jena war es Schulschefsky, der Bachmann zuerst schön zuspielte - dieser wurde aber abgedrängt. Der 1. SV stürmte flott und setzte sich auch gut durch, die Schüsse mit dem leichten Ball waren aber meist ungenau und zu hoch. Auf der Gegenseite sorgte der Rechtsaußen, ein Student, für Leben, er konnte aber nach gutem Zuspiel von Schipphorst noch gestoppt werden. Gestaunt haben die Hallenser, als Hädicke scharf zu Patzl zurückgab, einem richtigen Torschuß gleichend. Bei unserem guten Schlußmann ist so etwas ja möglich. Eine Torgelegenheit war es, als nach einem Zusammenspiel Schulschewsky-Schönborn-Bachmann Jenas Mittelstürmer den Ball übers Tor hob. Auf der Gegenseite holte sich Patzl eine hohe Linksflanke in seinem Stil. Leider waren Jenas Schüsse aufs Tor noch immer nicht plaziert genug, so daß aus der Ueberlegenheit kein Torerfolg wurde - Jenas Deckung stand viel an der Mittellinie. Als einmal ein Schuß aussichtsreich war, da der Torwart anderswo stand, köpfte Hoffmann den Ball fein heraus. Dann wieder hechtete Geißler bei einem plazierten Schuß Bachmanns. Jenas Ueberlegenheit wurde nun noch klarer, was sich in drei Ecken ausdrückte. Wir verzeichnen verschiedene nur knapp verschossene Bälle des Jenaer Sturms, teilweise auch der Hallenser. Schön war es, wie Geißler eine Flanke Hoffmanns wegfaustete. Dann hob Patzl einen gefährlichen Ball des Linksaußen Neubauer mit einer Hand übers Tor. Schüßler konnte entschlossen retten, als ein Ball unglücklich abprallte. Sehr brenzlich sah es auch bei Halle aus, als Schulschewsky flankte und Bachmann vor dem sich werfenden Geißler da war. Dann wieder rettete Hoffmann-Halle vor Schulschefsky. So gab es also bis zum Wechsel kein Tor.
Nach der Pause war wie in Dessau der 1. SV wieder groß da, während man bei den Hallensern merkte, daß sie sich in der ersten Hälfte, als sie geschickt die Stange gehalten hatten, stark verausgabt hatten. Schon in der 6. Minute schoß Werner aus 22 Meter Entfernung platziert in die linke Ecke, für Geißler nicht haltbar. Und innerhalb einer Minute fiel auch das zweite Tor: auf Zuspiel von Bachmann schoß Schulschefsky flach abermals in die linke Ecke. Jetzt konnte man tatsächlich um Halle Angst bekommen, es lag wieder ein Bombensieg in der Luft. Und tatsächlich erzielte der 1. SV schon in der 12. Minute das 3.Tor: Bachmann kommt in eine günstige Lage, schießt aber Torwart Geißler an. Dieser jedoch kann den Ball nur wehren, das Leder kommt wieder zu Bachmann, und nun rollte das Leder, von ihm abermals geschossen, in die rechte Torecke. Das Tor kam allein auf Bachmanns Konto, der es verstand, sich von Mittelläufer Müller zu lösen. Bei Halle muß Verteidiger Fritzsche in gefährlicher Lage einen Rückzieher machen, auf der Gegenseite hat Patzl einen Strafstoß Hoffmanns zu fausten. Und dann hechtet Geißler schön bei einem flachen Schuß Bachmanns in die Torecke. Bei den Hallensern hatte namentlich der Halblinke Kamprad einige Gelegenheiten, der steife Spieler ließ sich aber stets noch vom Ball drängen. Und einmal konnte Schipphorst den gefährlichen Stöber stoppen. Sehr schön war es, als Patzl einen Weitschuß in die Ecke hechtend unschädlich machte. In der zweiten Halbzeit nahm die Härte zu, so daß der gute, in Jena schon bekannte Schiedsrichter Schulze - Zeitz keinen leichten Stand hatte. So mußte er 17 Minuten vor Schluß den Hallenser Hoffmann herausstellen, der schon verwarnt war und wieder den Jenaer Hoffmann unfair anging (Nachhaken). Schulschefsky schoß nun auf Vorlage Königs aus der Luft aufs Tor, aber Geißler hielt. Gleich darauf zeigte er abermals eine feine Parade, erst wehrte er den Ball, dann warf er sich auf ihn. Nun wurde auch der Jenaer Hoffmann herausgestellt, der diesmal reichlich hart und abermals nach Verwarnung unfair war (13 Minuten vor Schluß). Wie wir erfahren haben, werden beide Hoffmanns aber nur für ein Spiel gesperrt. Der 1. SV wollte durchaus noch Tore erzielen, doch das Glück stand ihm nicht zur Seite: Bachmann schoß an den Außenpfosten und König gleichfalls an den Pfosten, während Bachmann den Nachschuß übers Tor setzte. Das war noch einmal eine große Gelegenheit kurz vor Schluß. Wir sind schon etwas verwöhnt wenn wir den Sieg des 1. SV als niedrig bezeichnen. Gewiß hätten mehr Tore fallen können, aber Hauptsache ist doch, daß der Sieg klar sichergestellt wird, - und das ist geschehen. Es darf erwähnt werden, daß Werner in der Läuferreihe sich stets freizustellen verstand, wodurch er in das Stürmerspiel weitgehend eingeschaltet werden konnte. Im Sturm war Hoffmann in besonders guter Spiellaune, während Schulschefsky wieder technische Meisterstücke zeigte (wie auch Werner), aber bisweilen lebendiger und schneller sein konnte. Von König fielen einige lange und schnelle Dribblings auf. Schönborn hielt sich trotz einer Knieverletzung tadellos wie immer. Im übrigen bleibt zu sagen, daß alle Spieler ihre Form der letzten Spiele zeigten und namentlich in technischer Hinsicht klar überlegen waren. Am nächsten Sonntag wird in Jena das letzte Spiel der ersten Runde gegen SV 99 Merseburg ausgetragen. Es ist des 1. SV Ehrgeiz, ungeschlagen über die erste Runde zu kommen. Das müßte auch gelingen.
(Bericht von W. Menzel in der Jenaischen Zeitung vom 08.01.1940)
andere Spiele
- SV Merseburg 99 : SV 05 Dessau 1:5
- 1.SV Gera : CV Magdeburg 10:1 , 1.500 Z.
- FC Thüringen Weida : Spfr. Halle 9:1