1939/1940: 1. SV Jena - SV Merseburg 99 4:2

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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Mitte, 7. Spieltag
Saison Saison 1939/1940, Hinrunde
Ansetzung 1. SV Jena - SV Merseburg 99
Ort Ernst- Abbe-Sportfeld in Jena
Zeit So. 04.02.1940 15:50 [1]
Zuschauer 1.800
Schiedsrichter Krahl (Apolda)
Ergebnis 4:2 (3:1)
Tore
  • 0:1 Glien (2.)
  • 1:1 Werner (18.)
  • 2:1 Bachmann (28.)
  • 3:1 Gans (40.)
  • 3:2 Jierick
  • 4:2 Bachmann
Andere Spiele
oder Berichte


Aufstellungen

Jena
Ehrenfried Patzel
Krause, Walter Hädicke
Schrödel, Kurt Beckert, Ullrich
Schönborn, Ludwig König, Walter Bachmann, Heinz Werner, Gans


Merseburg
Schmalz
Bach, Flor
Zeiße, Carl, Gaudig
Glien, Blaschke, Talmuß, Jierick, Roßburg

Spielbericht

Jena zieht weiter davon

Aber der Erste Sportverein Jena blieb weiterhin ungeschlagen und vergrößerte seinen Vorsprung. Auch Merseburg 1899 konnte diesen Meisterschaftsfavoriten nicht aus der Ruhe bringen. Mit 4:2 (3:1) blieben die Punkte in Jena nach dem Kampfe, in dem auch die Merseburger Elf zu gefallen vermochte. Die Gäste gingen sogar in Führung, doch sorgten Werner und Bachmann für ein 2:1. Ganz sogar für das 3:1, ehe der 99er ein Tor aufholte. Wieder war es der unverwüstliche Bachmann, der mit 4:2 Sieg und Punkte sicherstellte.

(Bericht von Georg. im Kicker vom 6. Februar 1940)


Das Pflichtspiel der Fußball-Gauklasse gegen 99 Merseburg wurde am Sonntag doch noch recht und schlecht unter Dach und Fach gebracht, wenn es auch nur ein mageres 4:2 wurde. Das ist aber auch alles, denn sonst werden weder Spieler noch Zuschauer mit dem Kampf zufrieden sein. Und was es dazu zu sagen gibt? Die Merseburger kamen mit Verspätung in Jena an, so daß der Kampf erst um 15,50 Uhr von Krahl-Apolda angepfiffen wurde. Es konnte dann noch gerade vor Dunkelheit beendet werden. Der 1. SV mußte vier Mann ersetzten: die unabkömmlichen Soldaten Hoffmann und Schulschefsky und die aus privaten Gründen von Jena abwesenden Schüßler und Schipphorst. Dazu war Beckert noch durch Verletzung behindert. Während Ullrich seinen Mann stand, wie wir es von ihm gewöhnt sind, konnten Krause und Schrödel nicht den Befähigungsnachweis für die Gauklasse bringen. Sie sind zu langsam, haben nicht genug Kraft, um das Tempo bei schwerem Boden durchzuhalten. Da nun beide Ersatzleute hintereinander standen, gab es in der sonst so ausgezeichneten Jenaer Deckung böse Schwächen, die zwei Gegentore und zahlreiche brenzlige Augenblicke zur Folge hatten. Ueberhaupt spielte der 1. SV das schwächste Spiel der Pflichtkämpfe bisher. Selbst sonst zuverlässige Kräfte fielen aus. Ursache? Nun, einmal hatte man den Gegner wohl zu leicht genommen. Man rechnete nicht mit dem Kampfeseifer der Merseburger, die körperlich gut durchhielten und sich nicht beirren ließen. Zum anderen machten sich plötzlich die Anstrengungen der bisherigen schweren Spiele beim 1. SV bemerkbar, die ja durch die Bodenverhältnisse außergewöhnlichen Krafteinsatz erforderten. Denken wir nur daran, wie schnell am Sonntag König fertig war und wie selbst der leichtfüßige Schönborn das Leder nicht wegbrachte. Da das Zuspiel Jenas schlecht war, konnte Merseburg sich in der zweiten Halbzeit gut halten. Doch um keine falsche Ansicht aufkommen zu lassen: nachdem Merseburg durch den Linksaußen in der 2. Minute das erste sehr überraschende Tor erzielt hatte, ehe sich Jenas Deckung gefunden hatte, kam der 1. SV ausgezeichnet ins Spiel. Er zeigte reifes Können, taktisches Verständnis, glänzende Ballbehandlung, große Schnelligkeit und schnürte die Merseburger fast völlig in ihrer Hälfte ein. In dieser Zeit gab es nichts zu bemängeln, die Schwächen traten noch nicht zutage. Da aber Merseburg sehr zahlreich verteidigte und der Torwart glänzende Paraden zeigte, wie überhaupt die Deckung sich ihrer Aufgabe geschickt entledigte, so konnte der 1. SV seine starke Ueberlegenheit nicht in genügend Toren ausdrücken. Werner schoß in der 18. Minute den Ausgleich auf Zuspiel von links mit einem sogenannten drop-cick, indem er das Leder beim Aufspringen auf dem Boden mit der Außenseite ins Tor beförderte. Etwa 10 Minuten darauf konnte Bachmann, der als vorgeschobener Mittelstürmer sehr feine Gelegenheiten hatte, den 1. SV in Führung bringen: Von Bachmann kam der Ball über Gans, der der beste Jenaer Stürmer war (nur muß er bisweilen abgeben, statt direkt zu schießen) wieder zu Bachmann, dessen Schuß wehrte der Torwart, aber der Nachschuß des Mittelstürmers war nicht zu halten. Fünf Minuten vor dem Wechsel erhöhte der 1. SV auf 3:1. Als gerade ein hinter dem Merseburger Tor vorbeilaufendes Karnickel die Spieler und Zuschauer ablenkte, schoß Gans von rechts in steilem Winkel in die lange Torecke, so überraschend, daß Merseburgs Torwart den Ball passieren ließ. Eine feine Einzelleistung von Gans.

Nach dem Wechsel kam der kaum zu begreifende Umschwung: die Elf der Jenaer zerfiel, es klaffte eine große Lücke zwischen Sturm und Deckung, und mit den pfeilschnellen Kombinationen und Angriffen, an denen man sich vorher so erfreute, war es endgültig vorbei. Der Verfall der Mannschaft war erschreckend. Die Folge war ein Aufkommen der Gäste, die ebenfalls Torgelegenheiten herausarbeiteten, ohne jedoch Patzl damit aus der Ruhe bringen zu können. Die Gesichter wurden lang, als Merseburg auf 3:2 verkürzte, indem der ungedeckte Halbrechte die Gelegenheit ausnutzte. Der 1. SV riß sich noch einmal zusammen, da nun Gefahr um einen Punkt bestand. Als Bachmann das 4. Tor schoß, atmete man auf, denn nun erst war der Sieg gesichert. Das Tor entstand so: Gans flankte weit in den Strafraum, der Ball sprang hoch auf, und Bachmann schoß ihn prächtig aus der Luft ins Tor. Es liegt uns ferne, irgendwelche Kritik an der Leistung des 1. SV üben zu wollen, denn die Jenaer haben nach 8 Spielen mit 7 Siegen wohl mal das Recht, die Sache langsamer laufen zu lassen und sich mit einem knappen Sieg gegen einen nicht allzu starken Gegner zu begnügen. Aber darüber hinaus ist doch die Frage aufgetaucht, wie Stammspieler zu ersetzen sind. Am Sonntag hat es nicht angeschlagen, Werner aus der Läuferreihe zu nehmen, wo er unentbehrlich ist, und hat der Nachwuchs noch versagt. Lediglich die Spieler, die schon in der ersten Elf standen, haben sich bewährt, - ja, bei Gans merkt man nicht, daß er "Ersatz" ist, und Ullrich hat in mancher brenzligen Lage ruhig geklärt und war auch der Außenspieler, der noch aufbauen konnte. Hoffen wir, daß in acht Tagen gegen Weida der 1. SV wieder frisch ist wie sonst, damit er bei dem wohl auch dann noch sehr schweren Boden gegen seinen in bester körperlicher Verfassung befindlichen gefährlichen Gegner bestehen kann.

Die Gäste mußten zwei Reisebegleiter einstellen, da zwei Spieler den Zug versäumten .

(Bericht von W.M. in der Jenaischen Zeitung vom 05.02.1940)


Andere Spiele

Ergebnis der ebenfalls vom 14. Januar 1940 verlegten Spiele:

  • SV 05 Dessau : Spfr. Halle 3:2
  • CV Magdeburg : Thüringen Weida 3:0 , 3.000 Z. auf dem Allianzplatz
  • VfL Halle 96 : 1.SV Gera 4:2
  1. Das Spiel war ursprünglich für den 14. Januar 1940 angesetzt, musste aber wegen Frost an diesem Termin entfallen.