1938/1939 16. Spieltag: SV Steinach 08 - 1. SV Jena 5:1

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Spieldaten
Wettbewerb Gauliga Mitte, 16. Spieltag
Saison Saison 1938/1939, Rückrunde
Ansetzung SV Steinach 08 - 1. SV Jena
Ort Stadion Forstwiese in Steinach
Zeit So. 12.03.1939
Zuschauer 1.000
Schiedsrichter Böttcher (Pößneck)
Ergebnis 5:1 (3:0)
Tore
  • 1:0 Jacob (8.)
  • 2:0 Rotte (12.)
  • 3:0 Jacob (40.)
  • 3:1 Bachmann (52.)
  • 4:1 Jacob (62.)
  • 5:1 Weigelt (80.)
Andere Spiele
oder Berichte


Aufstellungen

Steinach
Tzschach
Wittig, Linß
Rotte, Eichhorn II, Heumann
Weigelt, Müller II, Jacob, Eichhorn III, Wittmann

Trainer : Tzschach


Jena
Ehrenfried Patzl
Hermann Schüßler, Walter Hädicke
Walter Paul, Heinz Werner, Kurt Beckert
Wegewitz (70. ), Hans Ullrich, Walter Bachmann, Ludwig König, Lauterbach

Trainer : Rudolf Prokoph



Spielbericht

Tzschach - unser Bester!

Wer hätte an diese Überraschung in Steinach gedacht? Der Erste Sportverein Jena, der zuletzt nur hohe Siege erfochten hatte, mußte hier gegen Steinach 08 mit 1:5 (0:3) "eingehen"! Ausschlaggebend für diese ganz programmwidrige Niederlage ist aber nicht das Fehlen der beiden Jenaer Flügelstürmer Hoffmann und A. König (die beide als Soldaten keinen Urlaub hatten), sondern einzig und allein war es das taktisch unkluge Spiel der Werner-Mannschaft. Wochenlang hatte es in Steinach keinen Schnee gegeben. Nun war er wieder in Massen heruntergekommen. Die Steinacher Vereinsleitung hatte den Platz walzen lassen. Auf solchem Boden findet sich die Steinacher Elf weit besser ab als jeder andere Gegner. Sie befolgte die Taktik, lange Vorlagen auf den freien Raum und den Gegner laufen lassen! Die Jenaer bevorzugten auf dem Schneeboden kurzes Kombinationsspiel. Das erwies sich als grundfalsch! Außerdem brachte Steinachs Sturm die Hintermannschaft der Jenaer, vor allem die Verteidigung, mächtig durcheinander. Der Angriff wirbelte völlig durcheinander, so daß die Gegenpartei sie zu decken hatten. Es war bezeichnend, daß sich Jena mit dieser gegnerischen Taktik im Verlaufe der 90 Minuten nicht abzufinden vermochte. In der ersten Viertelstunde war Jenas Druck etwas stärker. Aber Steinach hielt stand und es dauerte nicht lange und Patzl bekam Arbeit. Er hatte mehr als der Steinacher zu tun. Und trotzdem erwies es sich erneut, daß unser alter Gau-Mitte-Torwart Tzschach noch immer allerbeste Klasse ist. Der Spieler, der noch nie versagt hat, hielt mitunter wie in seinen allerbesten Tagen. Schade das Patzel (60.) verletzt ausscheiden mußte, nachdem er sich durch gefährliches Vor-den-Ball-werfen die Verletzung wohl selbst zuzuschreiben hatte. Im übrigen war der Kampf hart. Die Jenaer, enttäuscht über die drohende Niederlage (Steinach führte anfangs 3:0) packte ziemlich derb an. Wegewitz, der Ersatz-Rechtsaußen mußte feldverwiesen werden, der Steinacher Heumann schied verletzt aus (72.). Zuletzt kämpften also nur noch 9 Jenaer gegen 10 Steinacher.

Bester Spieler: Tzschach

Notiz: ab 60. Lauterbach im Tor

(Bericht im Kicker vom 14. März 1939)


Fast erschreckend wirkt die 5:1-Niederlage, die sich gestern der 1. SV Jena in Steinach holte. Hatte man nach den beiden letzten Spielen des SV angenommen, daß er in dieser Form und Verfassung auch die sonst so gefürchtete Hürde in Steinach mit einem, wenn auch nur knappen Sieg, nehmen würde, so hatte man sich hierin stark getäuscht. Zum Leidwesen des 1. SV Jena ließ sich der SV Steinach von diesen Vorschauen nicht einschüchtern und setzte alles daran, um die in Jena erlittene 3:1-Niederlage wettzumachen. Es ist ihnen dies besser als gedacht gelungen; unter welchen Umständen, möge der Spielverlauf sagen. Warum hat der 1. SV verloren? 1. Als reine Kombinationsmannschaft fand er gestern ein dafür ganz ungeeignetes Spielfeld vor, es lagen über 25 Zentimeter Schnee. Der Platz war wohl gewalzt wurden, doch half dies nicht viel, da die immer wieder einsetzenden Schneegestöber den Untergrund noch weicher und schwerer machten. Jena fand sich mit diesen Bodenverhältnissen aber auch gar nicht ab. Mit dem gewohnten kurzen und flachen Paßspiel war da nichts zu machen. Die Mannschaft hätte sich auf diesen Boden umstellen müssen; es ist ihr, nicht gelungen. 2. Hinzu kommt noch, daß der 1. SV Jena mit ersatzgeschwächter Mannschaft (es fehlten die beiden Außenstümer) das Spiel bestreiten mußte und so der Sturm in einem nie zusammenfindenden Spiel den Steinachern nicht gefährlich werden konnte. Daß sie zum Schluß nur noch mit 9 Mann im Felde standen, mag dazu beigetragen haben, daß das Spiel mit solch hoher Niederlage endete. Warum aber hat Steinach gewonnen? Mit allen erwähnten Umständen hatten auch sie sich abzufinden, und es ist vor allem nicht das erstemal, daß die Mannen um Tzschach gerade auf diesem Boden ihr Spiel spielten. Mit weitem Flügelspiel, viel Boden gewinnend, kamen sie immer gefährlich vor Jenas Tor. Fast spielend überwandten sie die Bodenschwierigkeiten. Was nun die Ersatzspieler anbetrifft, so hatte auch Steinach 08 deren zwei mit in seinen Reihen, die sich aber weit besser in das Mannschaftsgefüge einfanden, als dies bei Jena der Fall war. Zum Schluß kämpfte auch Steinach nur mit 10 Mann. Die geschlossene Mannschaftsleistung, das leichte Abfinden mit den Bodenverhältnissen und der gefährlichere Sturm hat Steinach 08 den Sieg gebracht.

Schiedsrichter war Böttcher, Pößneck, der es zuließ, daß beiderseits solch harte Gangart in der zweiten Halbzeit eingeschlagen wurde.

Bei Sonnenschein und Schneegestöber nimmt das Spiel seinen Anfang. Steinach hat Anstoß, der von Jenas Läuferreihe sofort abgefangen wird. Doch schon zeigt sich, daß man heute den Ball nicht am Fuß führen kann wie auf Rasenboden, im Schnee bleibt der Ball stecken, die Paßbälle erreichen fast nie den Mann, auf halbem Wege bleiben sie liegen. Steinach 08 erkennt dies sofort und legt sich auf ein höheres Spiel. Jena will dies nicht gelingen. So geschieht es, daß Steinach schon von Anbeginn an sofort auf Touren kommt. Von ihrem heute gut spielenden Mittelläufer Eichhorn II werden die beiden Außen ständig mit weiten Schlägen eingesetzt, ihre sofort nach innen gegebenen Flanken schaffen immer Verwirrung vor Jenas Tor. In der 8. Minute kann Hädicke nur noch zur Ecke ablenken, nachdem vorher der Ball allerdings schon im Aus war und man vergeblich auf den Abpfiff wartete. Weigelt (St. 08) tritt den Eckball schön kurz vors Tor, Jacob geht Werner an, Patzl springt hoch, wird von den beiden Erstgenannten am Fausten gehindert, verfehlt den Ball, und abgelenkt durch Jacobs Fuß wandert das Leder ins Tor. 1:0. Jetzt aber kam Stimmung auf Steinachs Platz. So schnell hatten sie sich einen Erfolg nicht gedacht. Jena versucht nun, auch auf den Flügeln nach vorn zu kommen, doch gerade da fehlen ihnen ihre Stammleute. Die beiden Ersatzleute taten wohl beide ihr Bestes, spielten aber nicht auf gewohntem Posten. Trotzdem flankt einmal Wegewitz ganz gefährlich vor Tzschachs Tor, wo Bachmann knapp verpaßt. Schon 4 Minuten später heißt es 2:0. Von Eichhorn II kommt der Ball zu Rotte und Weigelt, Flanke zur Mitte. Werner wehrt etwa 25 Meter vom Tor ab, dort steht Rotte ungedeckt, fackelt nicht lange, schießt unheimlich scharf in die äußerste linke obere Ecke, - Patzl streckt sich vergeblich, dieser Ball war wohl nie zu halten. Jetzt wehrt sich aber Jena seiner Haut und es gelingt auch, das Spiel in des Gegners Hälfte zu legen. Das ist aber auch alles. Der Sturm ist zu harmlos, um Tore zu schießen, die wenigen Bälle, die Richtung Steinachs Tor gehen, haben zu wenig "Mumm", um einer Tzschach zu überwinden. Steinachs Durchbrüche sind da weit gefährlicher und raumgreifender. Fast eine halbe Stunde kann Jena dieses Resultat halten, aber dann hat's zum drittenmal bei Patzl eingeschlagen. Eine Steilvorlage Heumanns wird im Sturm aufgenommen. Jenas Läufer kann den Ball nicht stoppen, Werner greift an, vergeblich. Der Ball wird sofort an Jacob weitergeleitet, der läuft nach halbrechts und schießt unverhofft aus ganz kurzer Entfernung scharf neben dem Pfosten ein, - 3:0. Schon in der ersten Halbzeit ist Steinach die Revanche gelungen.

Die zweite Halbzeit hatte ein ganz anderes Bild, und es ist nicht schön, wenn solch ein Kampf mit ungleichen Waffen zu Ende geführt werden muß. Hinzu kommt noch die vom Schiedsrichter hüben wie drüben geduldete harte Gangart. Bedauerlich besonders für die leidtragenden Spieler. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit gelingt es Jena, einen Treffer aufzuholen. Wegewitz bringt den Ball schön nach vorn, gibt zu Ullrich, dieser umspielt, gibt Bachmann, und endlich klappt's. Ueber den herausstürzenden Tzschach hinweg kann Bachmann einsenden. 3:1 steht das Spiel, und jetzt wird die Sache hart. Vom Anstoß weg kommt der Ball in Jenas Strafraum, Hädicke will den Ball an Patzl zurückgeben, doch bleibt das Leder des Schnees wegen unterwegs liegen. Wittmann will die Chance ausnützen, doch Patzl ist herausgestürzt, wirft sich nach dem Ball, hat ihn, im selben Augenblick ist auch Wittmann da und will nach dem Ball treten. Patzl bleibt liegen, ist getroffen und wird bewußtlos vom Platz getragen. Lauterbach steht jetzt im Tor. Jena sucht durch Zurückziehung seiner Leute das Torresultat zu halten, kann aber nicht verhindern, daß in der 62. Minute bei einem Durcheinander durch Jacob der 4. Treffer eigedrückt wird. Dem ungewohnten Torsteher ist hier kein Vorwurf zu machen. In der Folgezeit kommt die härteste Gangart ins Spiel, der Grund der Herausstellung des Jenaer Wegewitz dürfte noch nicht einmal die größte Unfairneß gewesen sein, denn man kann sich nicht vorstellen, daß er, wenn er im vollen Lauf einen Ball einholen will, daran gedacht hat, nun gerade den auflaufenden Spieler zu Fall zu bringen und zu verletzen. Mit 9 Mann hatte dann Jena allerdings nicht mehr zu bestellen und Weigelt schießt für Steinach noch ein fünftes Tor. Bei Steinach ist ebenfalls der linke Läufer ausgeschieden, es macht sich aber nicht so bemerkbar wie bei den Jenaern, die sich "tot"laufen müssen, um wenigstens dies, wenn auch schon hohe Resultat, bis zum Schlußpfiff zu halten.

(Bericht von Zi. in der Jenaischen Zeitung vom 13.03.1939)

andere Spiele

  • Thüringen Weida : SV 05 Dessau 1:1, 3.000 Z.
  • 1. FC Lauscha : SpVgg Erfurt 2:1, 7.000 Z. - es wird sich um einen Druckfehler handeln - eher 700 Z.
  • Merseburg 99 : CV Magdeburg 2:4, 800 Z.